Oktober 2024: Das Zahnfleisch hat Taschen?

Zahnfleischtaschen werden unterschieden in Pseudotaschen und echte Zahntaschen aufgeteilt.

Pseudotaschen entstehen durch geschwollenes Zahnfleisch.
Echte Zahntaschen entstehen, wenn sich das Zahnfleisch vom Zahn zurückzieht.

Wer Probleme wie gerötetes Zahnfleisch, Zahnfleischbluten hat, muss sich zwangsläufig auch mit Zahnfleischtaschen beschäftigen. Doch was sind eigentlich Zahnfleischtaschen? Zahnfleischtaschen sind ein Anzeichen für Parodontose und ist eine heimtückische Erkrankung, die nicht unterschätzt werden darf. Des Öfteren führt die Erkrankung des Zahnhalteapparates ab dem 50. Lebensjahr sogar häufiger zum Zahnverlust als Karies. Doch das ist nicht der einzige Grund sein Zahnfleisch gesund zu erhalten. Bei Parodontitis können die beteiligten Bakterien über das entzündete Gewebe in die Blutbahn eindringen und zu anderen Organen gelangen.

Gut, dass diese Krankheitsbilder zahnärztlich behandelbar sind und nicht zwingend zu einer chronischen Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates führen.
In der Regel zeigt sich bei jedem gesunden Zahn ein Abstand zwischen Zahnfleischsaum und der Anheftungsstelle des Zahnfleischs an die Zahnoberfläche. Dieser Abstand (Sulcus) ist zwischen einem halben und zwei Millimetern tief. Zieht sich das Zahnfleisch vom Zahn zurück, wodurch der Abstand tiefer wird als der übliche Wert, entsteht eine Zahnfleischtasche.
In diesen Taschen sammeln sich Konkremente (Plaque – Ablagerungen aus Bakterien und Blutresten), die meist beim Essen entstehen. Haften diese Rückstände über einen längeren Zeitraum auf dem Zahn oder an der Wurzeloberfläche, verhärten sie sich. Daraus entsteht Zahnstein und auf dessen rauer Oberfläche siedeln sich erst recht Bakterien an, die das gesunde Zahnfleisch angreifen, Entzündungen hervorrufen und schließlich sogar Zähne und Kieferknochen zerstören.

Hier kann nur eine Behandlung durch den Zahnarzt helfen, da die Taschen sonst immer tiefer werden und so zu einer Parodontitis führen würde.

Übrigens: Bei über Fünfzigjährigen leiden mehr als 50 Prozent unter einer chronischen Entzündung des Zahnhalteapparates – einer Parodontitis. Zahnfleischbluten, empfindliche und lockere Zähne oder Schwellungen sind dabei erst der Anfang – Zahnverlust, Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Diabetes sind nur einige mögliche Folgen, wenn keine Behandlung stattfindet.

Faktoren, die das Erkrankungsrisiko noch erhöhen:

  • Mangelhafte oder unregelmäßige Mundhygiene
  • Zahnstein
  • Rauchen
  • ungesunde Ernährung
  • Stress
  • Krankheit

Erste Symptome:

  • Zahnfleisch gerötet oder geschwollen
  • Zahnfleischbluten
  • Zähne reagieren empfindlich auf kalte oder warme Speisen/Getränke
  • Schmerzen beim Zähneputzen
  • süßlicher Geschmack im Mund
  • Zähne locker
  • trotz täglicher Pflege anhaltender Mundgeruch

Was kann der Zahnarzt tun?

Zunächst wird eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt, um Ablagerungen zu entfernen. Danach bestimmt Ihr behandelnder Arzt die Tiefe der Zahnfleischtaschen – und zwar mittels des PSI-Verfahrens (PSI: Parodontaler Screening Index) und reinigt die Zahnfleischtaschen mit sogenannten Scalern.
Diese Behandlung ist meist schmerzfrei. Sie kann aber auch unter örtlicher Betäubung erfolgen.

Durch diese Parodontalbehandlung beabsichtigt Ihr Zahnarzt den Erhalt des Zahnhalteapparates. Es gilt weitere Entzündungen zu vermeiden und die Vergrößerung bestehender Zahnfleischtaschen zu stoppen. Auf diese Weise lassen sich mögliche Zahnverluste und ernste Folgeerkrankungen aufhalten.

Sollten sich in den Zahnfleischtaschen Bakterien festgesetzt haben, die immer wieder zu Entzündungen führen, werden meist Antibiotika gegeben. Dies gilt auch bei Diabetes. Das Mittel wird dann entweder direkt in die Zahnfleischtasche gegeben oder in Tablettenform verschreiben. Damit ein passendes Antibiotikum gegen die chronische Entzündung gewählt werden kann, werden zuvor die Keime genau bestimmt.

Sind die Zahnfleischtaschen jedoch tiefer als fünf Millimeter, ist es oftmals nötig, das betroffene Gewebe chirurgisch zu entfernen. Also machen sie rechtzeitig einen Termin bei Ihrem Zahnarzt.

Homöopathische Zahnbehandlung

In der homöopathischen Zahnmedizin werden die sogenannten energetischen Wechselbeziehungen zwischen Zähnen und Organen bei Diagnostik und Behandlung immer mit einbezogen. In der konventionellen Zahnmedizin sind diese Wechselwirkungen zumeist anerkannt. Es bedarf einer ausführlichen Anamnese, um Krankheitszusammenhänge zu bestimmen. Nur so können Zahntaschen und mögliche Folgeerkrankungen behandelt werden. Im Notfall werden meist Mittel wie Arnica, Aconitum und Gelsemium gewählt.

Schwangerschaft

Auf Grund hormonelle Veränderungen, kommt es häufiger zu Zahnfleischbluten und Zahnfleischentzündungen, die dazu führen, dass das Bindegewebe lockerer und das Zahnfleisch stärker durchblutet wird. Bei manchen Frauen bilden sich Schwellungen in den Zahnzwischenräumen. Bakterien können dadurch leichter in das Zahnfleisch eindringen und eine Zahnfleischentzündung auslösen. Es können sich Zahnfleischtaschen bilden und Zähne lockern, oder gar ausfallen, wenn diese Entzündung länger unbehandelt bleibt. Man spricht dann von einer Schwangerschaftsgingivitis.
Unbehandelte Zahnfleischentzündungen verdreifachen in der Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt. Daher sind gründliche Mund- und Zahnhygiene in der Schwangerschaft besonders wichtig. Außerdem wird Frauen während einer Schwangerschaft empfohlen, mindestens zweimal zur zahnärztlichen Kontrolluntersuchung zu gehen.

Kinderzahnbehandlung

Regelmäßiges, tägliches Zähneputzen (morgens und abends) ist Voraussetzung für die nötige Hygiene, damit Zahnfleischtaschen erst gar nicht entstehen. Eltern sollten während der ersten Zeit des selbstständigen Zähneputzens darauf achten, dass das Kind gründlich und richtig putzt. Ist die Feinmotorik des Kindes noch nicht hinreichend ausgebildet, benötigt es Ihre Unterstützung. Ihr Zahnarzt hilft Ihnen gerne bei Fragen zur korrekten Technik des Zähneputzens.

Was kann ich vorbeugend und nach der Behandlung tun?

Durch gründliche Mund- und Zahnhygiene und die regelmäßige Zahnreinigungen lassen sich Zahnfleischtaschen häufig verhindern.
Mindestens zweimal täglich Zähne putzen.
Regelmäßig Zahnseide und ein Interdentalbürstchen anwenden.
Mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen und mit chlorhexidhaltigen Lösungen den Mund spülen. Zungenreiniger anwenden, um bakterielle Beläge sanft zu entfernen.

Eine gesunde Ernährung mit Vollkornprodukten, Gemüsen, Rohkost und Obst, ist eine wichtige Voraussetzung.
Raucher haben ein fünffach höheres Risiko an Parodontitis zu erkranken. Auch Diabetiker sind sehr gefährdet Parodontitis zu bekommen.

Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen wahrnehmen und einmal pro Jahr eine PZR durchführen lassen.

Kosten einer Zahnfleischtaschenreinigung

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen halbjährlich die Kosten für die allgemeine Untersuchung beim Zahnarzt. Auch die Untersuchung unter Einsatz des PSI-Verfahrens ist alle zwei Jahre kostenlos.
Bei der Basisbehandlung werden die freiliegenden Zahnhälse und Wurzelansätze von harten Zahnbelägen und Bakterien gereinigt und mechanisch geglättet.
Die Kosten einer PZR belaufen sich auf ca. 80 bis 120 Euro.
Wird während einer Kontrolluntersuchung festgestellt, dass Sie eine Zahnfleischtaschen- oder Parodontalbehandlung benötigen, können Sie bei Ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Ihr Zahnarzt erstellt hierfür einen Heil- und Kostenplan.